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Tempogrenzen und Rekorde

Karsten Meier und Fate Tola bei Halbmarathons in Berlin und Paderborn (Berlin, 03.04.16/Paderborn, 26.03.16)

​Fate unterschritt in Paderborn die 70-Minuten-Marke.                Archiv-Foto

Beim Halbmarathon in Berlin am 03. April gehörte die Straße in Berlin Mitte den Läufern und damit zu einem Dreißigtausendstel auch Karsten Meier. Betreuer und Trainer wie der nimmermüde B. B. und Fördervereins-Edelmäzen U. M. hatten es an diesem Vormittag in der Hauptstadt deutlich schwerer als die Aktiven. Die Strecke war großräumig abgesperrt, Heranfahren mit dem Auto allenfalls bei großer Ortskunde möglich.  Der fein ausgetüftelte Plan, Karsten an sechs Punkten auf der Strecke zu sehen und zu unterstützen, nahm damit das Grau an, das der Theorie nun mal inne wohnt.

Die letzte Rettung hieß Taxi. Ein ortskundiger, aber unendlich langsam - nämlich 50 km/h - fahrender Berliner Straßenmatador nahm sich der beiden an, wollte aber Hinweise wie „wir wollen zu Kilometer acht“ nicht verstehen. Nach Übersetzung von „drei“  (Brandenburger Tor),  „fünf“  (Siegessäule),  „zwölf“ (Kurfürstendamm), „fünfzehn“ (Potsdamer  Straße), … war immerhin eine gemeinsame Sprachebene gefunden. Das Problem des Beharrens auf der bestehenden Geschwindigkeitsbegrenzung blieb allerdings im Raum: „Det  jeht  nich  schneller.“  Immerhin kamen die beiden rechtzeitig zu Kilometer acht, sahen bei Kilometer zwölf Karsten noch so von hinten weglaufen, dirigierten den sich zunächst heftig sträubenden Droschkenkutscher dann zu einem von Polizei und Absperrung verwehrten Streckenzugang,  wo U.M. und B.B. die naive Frage „Dürfen wir mal  vorbei?“ ersetzten durch ein mit fester Stimme vorgetragenes „Wir müssen zu Kilometer fünfzehn, zur Potsdamer Straße“. Diese Art der Ansprache erwies sich als Sesam-öffne Dich: bereitwillig schoben die Ordnungshüter die Absperrung zur Seite. Das Schicksal wollte es aber, dass Karsten seinen Rennplan punktgenau umsetzte  und auch diesen Ort  bereits passiert hatte. Die Rettung war das Handy: Landestrainer Jörg Voigt war mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs - das Land muss sparen - und konnte wenigstens zwei Zwischenzeiten nennen. Zum Zielbereich hatte er es ebenso wenig pünktlich geschafft wie B.B.  und  U.M.. Weil die beiden auf der falschen Seite der abgesperrten  Straße standen,  konnten sie Karsten nach dem Rennen unglücklicher Weise nicht einmal sprechen. Das Ergebnis kam auf dem Rückweg bei Magdeburg per Handyanruf von dem  mit Karsten angereisten Fabian Brunswig. Karsten habe als Achtzehnter seine Bestzeit  mit  65:23 Minuten um über neunzig Sekunden gesteigert. In Berlin flott gelaufen ist übrigens auch das Taxameter des betulichen Chauffeurs. Auch dieses Ergebnis war ein neuer Rekord für den Förderverein: sechsundfuffzich Euro fuffzich.

Viel einfacher war  alles eine Woche zuvor, als Fate Tola beim Paderborner Osterlauf die gleiche Distanz rannte. Die zwei  Mal zu durchlaufende Runde war sternförmig  angeordnet, so dass man seine Athleten ohne läuferischen  Aufwand sechs  Mal sehen konnte. Vertreten waren auch zahlreiche Angehörige von Deutschlands Trainergilde, von denen etliche Fate zwar kaum kannten, sich aber flott zu ihrem Berater hochstilisierten. Einer dieser Experten bei Kilometer 10: „Fate will 3:20er Schnitt laufen. Das ergibt 70 Minuten.“   -  Na sowas.    -  „Ich (!) habe ihr gesagt, dass sie dann am Schluss etwas schneller laufen soll, weil 69:50 besser klingt als 70 Minuten.“    -   Donnerwetter. Na sowas.

Auf dem letzten Kilometer musste Fate gegen die Kenianerin Wanjiruri Wangari um den Sieg spurten. Sie rannte ihn in 3:11 und kam auf eine Siegerzeit von 69:51. Nur gut, dass sie rechtzeitig dem Experten begegnet ist.

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