Laufteam Braunschweig
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Saisonrückblick 2019
Unter dem Strich und aufs Ganze gesehen war es ein durchwachsenes Jahr 2019. Mit Höhen und Tiefen, Verlässlichkeit und Verletzungen, Bestzeiten und Blockaden. Am Ende schlagen für unsere Laufteam-Athleten zwei Deutsche Vizemeisterschaften in der Mannschaft (Cross-Langstrecke und 3x1000 Meter-Staffel), einzelne vordere Meisterschaftsplatzierungen und wiederum zig Gewinne bei den regionalen Meisterschaften auf Landes- und norddeutscher Ebene zu Buche.
Der Teamgeist der Laufteam-Athleten ist ungebrochen. Alle auswärtigen Athleten wollten unbedingt in der LG Braunschweig bleiben. Am Ende sind auch alle geblieben. Es gibt sogar weitere Verstärkungen: Dass mit Kilian Grünhagen ein Mittelstreckler aus der Trainingsgruppe um Max Dieterich und David Brecht in Hannover zu uns gestoßen ist, u.a. als weiterer „Back up“ für die bundesweit womöglich beste 3x1000 Meter-Staffel, mag man noch als annähernd normal empfinden. Mit Sebastian Hendel kommt allerdings niemand Geringeres als der Deutsche Meister über 5.000 und 10.000 Meter des Jahres 2018 sowie der Deutsche Vizemeister über 10.000 Meter und Fünfte über 5.000 Meter in 2019. Das ist ein schon kleiner Coup, zumal im Gepäck Sebastians seine Ehefrau Kristina Hendel ist, die ebenfalls internationale Einsätze (für Kroatien) vorweisen kann, demnächst deutsche Staatsbürgerin werden wird - die erforderliche Sprachprüfung hat sie schon mit null (!) Fehlern bestanden - und durchaus das Potenzial zum Mitmischen in der deutschen Spitze etwa über 3.000 Meter Hindernis hat.
Schon jetzt, um Weihnachten, spürt man das Kribbeln bei den Läufern, die Vorfreude auf die Hallen- und Cross-Saison 2020 ist schon in der Off-season groß, der Ehrgeiz vielfach enorm. Wir werden sehen, was das Jahr 2020 mit den Deutschen Meisterschaften in Braunschweig als Höhepunkt bringt, das Wochenende im Juni, auf das sie so sehr brennen. Das Jahr 2020 wird für so einige Strategen ohnehin ein Zielgeradenjahr: Max wird im Mai sein Abitur bauen, Viktor und David werden ihr Studium abschließen. Mal sehen, wie es für die drei – und natürlich all die anderen aus dem Laufteam - danach weitergeht.

Ab 2020 Teil des Laufteam Braunschweig: Sebastian Hendel. Foto: Privat
Die Hallensaison - ein Mix
Die kurze Hallensaison beginnt für uns traditionell mit den Landeshallenmeisterschaften in Hannover. Der gerade erst der Jugendklasse entwachsene Max legte über 800 Meter gleich mal los wie die Feuerwehr und stürmte vom ersten Meter von der Spitze weg zu seinem ersten Landestitel bei den Männern und nebenbei der Qualifikationszeit für die Deutschen Meisterschaften. Niemand ahnte, dass es sein wohl bestes Rennen in der Saison bleiben sollte, zu oft verletzt oder zu lange krank war Max später. In Hannover führte er die LG-Truppe vor Viktor Kuk und Josh Pütz an bei einem Dreifachsieg, während Viktor sich tags darauf titelmäßig über 1.500 Meter schadlos hielt. Über 3.000 Meter schaute Julius Lawnik sich aus sicherer Entfernung gemeinsam mit David Brecht den vorwegstürmenden Haftom Weldaj aus Pattensen an, ehe er in der letzten Runde seinen 800 Meter-Turbo zündete, 30 Meter Rückstand in 150 Metern wettmachte und auf der Zielgeraden spielerisch leicht an Weldaj vorbei zum Landesmeistertitel stürmte. David wurde Dritter, Heiko Baier, der mit der Einteilung in den schwächeren Zeitlauf zurecht haderte, folgte im Gesamtergebnis als Vierter. Dass die 3x1.000 Meter-Staffel der Männer am Wochenende darauf mit David, Max und Julius den Landestitel mit 25 Sekunden Vorsprung verbuchte, gilt als große Selbstverständlichkeit.
Unterschiedliche Gefühle erlebten unsere Spitzenathleten bei den Deutschen Hallenmeisterschaften in Leipzig. Mister Zuverlässig, so heißt hier Viktor, verbuchte mit dem fünften Platz über 1.500 Meter nach zwei taktisch guten Rennen mit die beste Einzelplatzierung bei Deutschen Meisterschaften in 2019. Dagegen lief über 800 Meter für die drei qualifizierten Athleten nicht viel zusammen. Der Chancenreichste von ihnen, der DM-Freiluft Fünfte des Jahres 2018 Julius Lawnik, musste tags zuvor krankheitsbedingt passen. Unser Ausnahmetalent namens Max Dieterich ereilte unmittelbar vor seinem Vorlaufstart eine Oberschenkelverletzung. So verpasste er leider den sonst wohl sicheren Endlauf am Ende ebenso wie Neuzugang Josh Pütz, der ein gutes Rennen lief, allerdings auf sich allein gestellt blieb, weil sich das Feld in seinem Vorlauf weit auseinanderzog. Die 3x1000 Meter-Staffel am Wochenende darauf fiel wegen der Krankheiten und Verletzungen natürlich ebenfalls ins Wasser.
Manche Leserinnen und Leser mögen sich an dieser Stelle wundern, warum der Name Karsten Meier an dieser Stelle (noch) nicht auftaucht. Na ja, von Mittelschweden, dem neuen Lebensmittelpunkt des studierten Biochemikers und jetzigen Doktoranten, ist es doch ziemlich weit nach Niedersachsen und Sachsen. Das heißt aber keinesfalls, dass Karsten nicht mehr läuft. Er lieferte irgendwo in irgendeiner Halle hoch im Norden eine 8:22 Minuten über 3.000 Meter ab – und danach in 2019 sogar eine 8:15 Minuten im Alleingang - ab und hat mit der letzteren Zeit bereits die Qualifikation für die Deutschen Hallenmeisterschaften 2020 in der Tasche. Überhaupt entpuppte sich der deutsche Meister des Jahres 2018 im Halbmarathon auch während der gesamten Saison 2019 als der zweite Mister Zuverlässig, was angesichts seines deutlich geringeren Trainingsumfanges durch seine Vollzeitstelle an der Universität in Umea umso bemerkenswerter ist.
Die Cross-Geschichte – Eine Erfolgsstory
Dass die LG-Läufer bei Landescrossmeisterschaften ganz vorn zu finden sind, hat Tradition und war auch in diesem Jahr nicht anders. Auf der Mittelstrecke lief Viktor von Beginn an vorweg, allerdings stets Junior David im Nacken, der ihn bis ins Ziel hinein antrieb und mit nur 3 Sekunden Rückstand als Zweiter den Doppelsieg perfekt machte. Das war so etwas wie die Andeutung einer Wachablösung, die David dann im weiteren Verlauf der Saison doch noch nicht einlösen konnte, ihn allerdings optimistisch in die Zukunft schauen lässt. Zusammen mit dem auf Platz fünf ankommenden Henrik Wagner war der Mannschaftstitel nur Formsache in dem großen Starterfeld von knapp 100 Läufern. Auf der Langstrecke spielte erstmals Neuzugang Joseph Katib seine Stärke aus, die angesichts seines Alters von inzwischen 37 Jahren – natürlich aus dem Blickwinkel Spitzensport gesehen – ziemliche Bewunderung auslöst. Er lief letztlich überlegen gegen eine an diesem Tag sehr starke Osnabrücker Combo zum Landesmeistertitel, konnte aber nicht verhindern, dass der Mannschaftstitel erstmals seit vielen Jahren nicht an die Braunschweiger Läufer mit Volker Goineau und Süleyman Kuzguncu fiel, sondern eben an die Osnabrücker.
Zu den Deutschen Crossmeisterschaften in Ingolstadt flog dann erstmals der Neuschwede Karsten ein und lieferte mit seinem siebten Platz gleich richtig ab. Joseph kam kurz dahinter mit einer enorm starken Leistung auf dem zehnten Platz ein und Viktor steuerte – unter erneutem Verzicht auf die für ihn persönlich viel erfolgversprechendere Mittelstrecke – als dritter Athlet Laufteam-Athlet seinen Teil zum erneuten Deutschen Vizemeistertitel bei, den der inzwischen nur noch hobbymäßig laufende Florian Pehrs als vierter Athlet für die Mannschaft abgesichert hatte. Schon wieder gelang es unseren Jungs also, in die Phalanx der Regensburger Überflieger einzubrechen und sich zwischen deren erste und zweite Mannschaft zu setzen. Chapeau, die Herren.
Die Straßengeschichte – erst hui, dann na ja und zwischendurch ein ganz starker Auftritt
Persönliche Fabelzeiten gab es bei den Landesmeisterschaften über zehn Kilometer auf der Straße in Lingen. Hinter dem Sieger Haftom Weldaj belegten Joseph Katib, Tim-Niklas Schwippel und Heiko Baier die Plätze zwei bis vier und liefen dabei mit 30:07 bzw. 30:30 Minuten Zeiten, die die Betrachter staunend zurückließen und hier und da Zweifel an der Streckenlänge aufkommen ließen. Es waren allerdings nur die idealen Bedingungen und eine schnelle – natürlich amtlich vermessene – Strecke, die Zeiten für die drei ermöglichten, die sie denn auch im weiteren Verlauf der Saison nicht mehr erreichen sollten. Tim-Niklas Schwippel setzte wenig später bei den Deutschen Marathonmeisterschaften in Düsseldorf noch einen drauf: Sein fünfter Platz in 2:25:10 Minuten sollte sich (neben Viktors Hallenplatz) als beste Einzelplatzierung bei Deutschen Meisterschaften des Jahres 2019 herausstellen.
Spät, im September, finden traditionell die 10 km Meisterschaften auf der Straße statt. Mit großen Hoffnungen waren Karsten, Joseph, Tim-Niklas und David nach Troisdorf gereist. Erneut wollten sie ihrem Wahlspruch treu bleiben: Regensburg ärgern. Daraus wurde allerdings diesmal nichts. Auf einem enorm anspruchsvollen, welligen Rundkurs blieben sie letztlich alle unter ihren Erwartungen und waren am Ende ebenso enttäuscht über ihre Mannschaftsplatzierung als Fünfte wie über die Einzelplatzierungen, bei denen Karsten als 12. in 29:53 Minuten die deutlich beste Performance zeigte. Nächstes Jahr, quasi vor der Haustür in Uelzen, wollen sie es besser machen, Regensburg möglichst wieder ärgern.
Die wirklichen Geschichten – draußen auf der Bahn
Krankheiten, Verletzungen und teilweise schwierige Witterungsbedingungen hinderten so manchen LG-Recken an einer (problemlosen) Normerfüllung für die Deutschen Meisterschaften. Das betraf unseren Jungspund Max, vor allem aber auch den Routinier Viktor, der wegen eines Magen-Darm-Infekts mehrere Wochen ausfiel und gerade noch so rechtzeitig wieder in Form kommen konnte, dass er als Nachrücker bei der DM in Berlin antreten konnte. Das betraf auch die Langstreckler Joseph und Heiko, die an ihre Klasseform aus der Cross-Saison bzw. auf der Straße über 5.000 Meter nicht anknüpfen konnte. Eigentlich galt das auch für Junior David Brecht, doch der hielt sich mit zwei überraschenden Landesmeistertiteln, seinen ersten beiden Einzelsiegen in der Männerklasse, in Göttingen über 5.000 Meter und über 1.500 Meter schadlos. Derweil ging es für Julius Lawnik wieder auf die 800 Meter. Und wie: Über 1:50 Minuten und 1:48 Minuten steigerte sich Julius in einem international besetzten Rennen auf tolle 1:47:44 Minuten, schlug dabei vielfache Meister wie Timo Benitz und Benedikt Huber und fand sich am Ende der Saison auf Platz drei der Deutschen Bestenliste wieder, was das mit Abstand beste Ergebnis für alle Braunschweiger Läufer in der Saison 2019 bedeutet. Und dass Karsten Meier sich über 5.000 Meter für die DM qualifizierte, war nun wahrlich keine Überraschung, eher die Art und Weise mit einem Sieg bei einem internationalen Sportfest in Oslo in respektablen 14:09 Minuten.
Der Mann aus Schweden war es dann auch, der für die beste Braunschweiger Platzierung bei den Deutschen 10.000-Meter-Meisterschaften auf der Bahn sorgte. Mit der zweitschnellsten, jemals von ihm erzielten Zeit von 29:29 Minuten war Karsten, dessen Familie aus ganz Deutschland nach Essen mit angereist war, naturgemäß hochzufrieden, wunderte sich aber über die Platzierung: „In den letzten Jahren bin ich mit deutlich langsameren Zeiten Fünfter oder Sechster geworden. Schon etwas unwirklich, dass es hier nur zum 14. Platz gereicht hat“. Zweiter in diesem quantitativ und qualitativ hervorragend besetzten und vom vielfachen Deutschen Meister Richard Ringer gewonnenen Rennen wurde übrigens ein gewisser Sebastian Hendel von der LG Vogtland.
Karsten war es auch vorbehalten, mit einer erneut zuverlässigen und starken Vorstellung bei den stimmungsvollen DM in Berlin mit dem 11. Platz das beste Braunschweiger Ergebnis einzufahren, wobei er fast an seine Jahresbestzeit aus Oslo heranlief und dementsprechend zufrieden war. Dagegen haderten Julius und Viktor nach souverän bestrittenen Vorläufen am Samstag mit einem für sie verhexten Sonntag. Julius hinderte ein streikender Oberschenkel schon am Endlaufstart, vorbei war damit dies sehr realistische Medaillenchance über 800 Meter. Viktor stürzte nach gut der Hälfte des Rennens ohne eigenes Zutun im Getümmel und verlor seine ebenso reellen Aussichten auf eine Top-Platzierung über 1.500 Meter, für die er sich nach seiner Erkrankung bewundernswert zielstrebig wieder herangearbeitet hatte. Wer Viktor kennt, weiß aber auch, dass der so nicht aus einer Saison gehen kann. Also lieferte er bei internationalen Meetings in Luxemburg, Pfungstadt und Belgien noch richtig ab. Mit seinen immerhin schon 30 Lenzen drückte er seine Bestzeit über 800 Meter auf 1:49:40 Minuten und lief die zweitschnellste Zeit seiner Karriere über 1.500 Meter.
Nicht zu vergessen auch die Silbermedaille, die er bereits eine Woche vor der DM in Berlin gemeinsam mit Julius und Max Dieterich bei den Deutschen Meisterschaften über 3 x 1.000 Meter erkämpft hatte. Auch in 2019 hieß es also: Immer, wenn die LG Braunschweig antritt in der Staffel, gewinnt sie auch eine Medaille. Die Serie der letzten fünf Jahren lautet damit: Dritter, zweiter, erster, dritter und zweiter Platz. Man kann schon ahnen, was sich die drei Herren bereits auf der Rückfahrt aus Ulm für 2020 zum Ziel gesetzt haben.
Perspektiven
Dass mit Kilian Grünhagen ein Athlet aus der Trainingsgruppe um Max und David in Hannover zur LG wechselt und die Mittelstrecke-Riege bereichert, haben wir weiter oben schon als fast normal bezeichnet. Was sich allerdings Ende Oktober bis Mitte November 2019 entwickelte, konnte niemand voraussehen. Es war wohl ein gewisser Joseph Katib, der bei einem Straßenlauf in Hessen Sebastian Hendel und seiner Ehefrau Kristina den Weg wies, sich ruhig einmal bei der LG Braunschweig zu erkundigen, wie es mit einem Vereinswechsel aussehen würde. Das ist – in der Szene bekanntermaßen - von Erfolg gekrönt gewesen. Und jetzt sind wir gespannt auf 2020.