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Hitze und schlechte Witze
Fate beim Marathon in Boston (Boston, 18. April 2016)

Fate erlief sich im Weltklasse-Feld in Boston Rang acht. Archiv-Foto: Kiefner
Der Marathon in Boston verläuft im Gegensatz zu seinen Artgenossen nur in eine Richtung. Er ist eine sogenannte Punkt-zu-Punkt-Strecke, deren Vorteil darin liegen kann, dass man bei günstigem Wind nur den Spinnacker zu setzen braucht und anstrengungsfrei zur Bestzeit kommt.
Soviel zur Theorie. In der Praxis verhält es sich genau umgekehrt. Der Wind kommt immer mehr oder weniger stark von vorne und dass der Zielpunkt tiefer liegt als der Startpunkt ist ein Gedanke, der den Läufern am Heartbreak Hill im letzten Streckendrittel auch nicht vorwärts - besser gesagt - aufwärts hilft. In Boston werden keine Bestzeiten gelaufen. Seine Beliebtheit verdankt dieser Marathon dem Umstand, dass der Absolvent unter all den Harten als der Edelstahlgehärtete gilt.
Als Fate Tola am 18. April an der Startlinie stand, war sie von derlei Gedanken weit entfernt. Sie wäre viel lieber in Hannover gerannt. Aus alter Verbundenheit tat sie ihrer bisherigen Trainerin Irina Mikitenko zum Abschluss der Zusammenarbeit den Gefallen und startete in Boston, wo die DLV-Rekordinhaberin Irina in ihrer schillernden Läuferinnenkarriere noch nie zuvor gewesen war.
Fate lief als Achte im Feld der absoluten Weltklasse 2:34 Stunden und war nach dem Rennen, bei dem es um hohe Preisgelder ging, so fertig wie noch nie, zumal neben den normalen Boston-Unbilden auch noch schwül-warmes Wetter die Reihen der Einladungsläufer ausgedünnt hatte. Wie alle Cracks blieb sie etwa 10 Minuten über ihren Möglichkeiten. Dass der Veranstalter die Preisgelder auf den Plätzen 4 bis 10 wegen der schlechten Zeiten halbierte, ist einer der schlechten Witze, zu denen man in den USA offenbar neigt. Abzüglich der einbehaltenen Steuern und der Irina-Zuwendung kehrte sie mit fast nichts (aufgerundet) aus den USA zurück. In Hannover hätte sie als Siegerin richtig absahnen können. Sei `s drum.
Der eigentliche Hauptwettkampf fand für Fate fünf Tage nach der Rückkehr an der Volkshochschule in Gelnhausen statt, wo sie nach dem Sprach- nun auch noch einen Staatsbürgertest als Ticket zum deutschen Pass bestehen musste, der wiederum die Eingangsvoraussetzung für Olympia ist. Der Test fiel ihr leicht und wenn die vom DOSB als in nationalem Interesse stehende und damit zusätzlich gepuschte „beschleunigte Ausstellung“ des Passes erfolgt ist, dann rennt sie in Rio Marathon. Das tut sie dann mit viel größerer Einsicht als in Boston auch bergauf, gegen den Wind oder bei schwüler Witterung.